SRH Wald-Klinikum Gera
Waldklinikum Gera

Premiere in Gera: KI im Mini-EKG-Gerät

Die 84-jährige Irmgard Zergiebel ist die erste Patientin in Deutschland, die einen Ereignisrekorder der neuesten Generation erhalten hat. Ärzte können so einer möglichen Herzerkrankung auf die Spur kommen.

Die rüstige Geraerin wollte gerade die Ostereier für die Urenkelchen im Garten verstecken, da wurde sie ohnmächtig. Zum Glück war sie nicht allein, der Notarzt kam schnell. Doch die Ursache für die Bewusstlosigkeit konnte im Nachhinein nicht mehr festgestellt werden. Unsere Kardiologen entschieden: Diese Aufgabe übernimmt jetzt ein Ereignisrekorder. 

Seit 2016 implantiert das Team der Kardiologie am SRH Wald-Klinikum Gera diese Mini-EKG-Geräte. Der Eingriff am Dienstag (9. April) ist dennoch eine kleine Premiere. Der Biomonitor ist der erste der Firma Biotronik, dessen Auswertungssoftware mit Künstlicher Intelligenz (KI) unterfüttert ist. Die Geraer Klinik gehört zu den ersten in Deutschland, die diese Geräte einsetzen. Das Team gilt mit 150 Implantaten im Jahr als ausgesprochen erfahren.

„Ereignisrekorder sind ein sicherer Weg, Herzrhythmusstörungen nachzuweisen, wenn andere Diagnoseverfahren kein klares Ergebnis geliefert haben“, erklärt Prof. Dr. Marc-Alexander Ohlow, leitender Oberarzt der Kardiologie. Das kann für zwei Patientengruppen lebensrettend sein.

Bei unklarem Schlaganfall und Herzrasen

Zum einen für zumeist jüngere Menschen ohne Vorerkrankungen, die plötzlich einen Schlaganfall erleiden. Auf den ersten Blick gibt es keine Erklärung. „Doch häufig ist hier ein unentdecktes Vorhofflimmern der Auslöser, das wir mit Hilfe des Ereignisrekorders entdecken können.“ Ist die Ursache gefunden, kann die folgende Behandlung einen erneuten Schlaganfall verhindern.

Die zweite Gruppe sind Patienten, die über Herzrasen und Herzstolpern klagen oder wie Frau Zergiebel kurze Ohnmachtsanfälle, so genannte Synkopen, erleben. Da solche Herzrhythmusstörungen sporadisch auftreten, ist ein Nachweis selten möglich, eine genaue Diagnose und Therapie entsprechend schwer. Kontrollen beim Arzt oder auch Langzeit-EKGs bringen nicht immer das erhoffte Ergebnis. „Besteht dennoch der ärztliche Verdacht auf eine ernstzunehmende Herzrhythmusstörung“, erläutert Prof. Ohlow, „kann der Ereignisrekorder die Langzeitüberwachung übernehmen.“

Die KI filtert Fehlmeldungen heraus

Fünf Jahre – so lange hält die Batterie - sendet das implantierte Gerät die Herzfrequenz an das Überwachungsgerät in der Klinik. Am anderen Ende des Home Monitoring Centers werten Klinikärzte die Auffälligkeiten aus. „Manchmal entdecken wir die Rhythmusstörung nach zehn Minuten, manchmal nach Monaten, manchmal nach Jahren“, sagt Prof. Ohlow.

Aufgabe der neu eingeführten KI ist es, erkennbare Messfehler herauszufiltern, die etwa durch Bewegung oder äußeren Druck auf das Gerät entstehen. „So kann sich der Arzt besser auf die wesentlichen Werte konzentrieren. Bei derzeit 450 Patienten ist das eine große Entlastung“, erklärt der Kardiologe. Die Zahl der falsch gemeldeten Ereignisse wird deutlich reduziert, zugleich sollen neue Algorithmen die Aussagekraft erhöhen. Der Patient selbst behält per App den Überblick. Nimmt er Symptome wahr, kann er die Übertragung des EKG im entscheidenden Moment auch selbst auslösen.