SRH Wald-Klinikum Gera
Waldklinikum Gera

Erste Behandlung von Harnblasenkrebs mit Da Vinci-Roboter

Urologen rekonstruieren Neoblase nach Hautmann bei 57-jährigem Patienten in Roboter-Unterstützung

Oberarzt Dr. Marco Wolf ist eine Premiere gelungen: Er hat bei einem 57-jährigen Patienten die Harnblase minimalinvasiv mit dem DaVinci-Roboter entfernt und anschließend eine sogenannte Neoblase nach Hautmann aus einem Dünndarmsegment rekonstruiert. Mit diesem aufwändigen Eingriff haben unsere Urologen in der roboterassistierten Chirurgie einen weiteren Schritt nach vorn gemacht.

„Ich hatte von Anfang an ein gutes Gefühl“, sagt Dr. Wolf, der für die siebenstündige Operation gezielt hospitierte und auf seine lange Erfahrung in der laparoskopischen Chirurgie setzte. In der Vergangenheit war die Entfernung der Harnblase vor allem offen-chirurgisch üblich – mit einem großen Bauchschnitt und längerer Erholungszeit für die Patienten. Nun gelang der komplexe Eingriff minimalinvasiv mithilfe des Robotersystems.

Rekonstruktion echte Herausforderung

Während Prostata-Operationen mit dem DaVinci-System in der Geraer Klinik etabliert sind, ist die Entfernung der Harnblase und vor allem die anschließende Umleitung des Urins über eine Neoblase ein noch anspruchsvollerer Eingriff. „Die Herausforderung ist nicht die Entfernung der Blase – das ist handwerklich machbar“, erklärt Dr. Wolf. „Die eigentliche Kunst ist die Rekonstruktion im geschlossenen Bauchraum: 60 Zentimeter Dünndarm werden entnommen, so geformt, dass sie als neue Blase dienen, und anschließend an Harnleiter und Harnröhre angeschlossen.“

Der Patient zeigte sich nach reiflicher Überlegung offen für diese Lösung: „Als ich zum ersten Mal hörte, dass ich einen Beutel tragen soll, war das ein Schock. Das wäre keine Lösung für mich gewesen. Ich habe viel recherchiert und mich dann bewusst für die Neoblase entschieden.“ 

Neue Blase mit besonderen Anforderungen

Die Neoblase bringt funktionelle Herausforderungen mit sich: Der Darm ist eigentlich für die Aufnahme von Nährstoffen konzipiert. Im Kontakt mit Urin kann es zu Stoffwechselveränderungen kommen, die nicht bei jedem auftreten, dem Patienten aber bewusst sein müssen. „Nicht jeder eignet sich für die Neoblase“, betont Dr. Wolf. „Der Patient muss gesund genug sein und verstehen, was der Eingriff bedeutet.“ Die neue Blase muss gedehnt und trainiert werden – oft über Monate, begleitet durch Rehabilitationsmaßnahmen und gezieltes Beckenbodentraining.

Roboter bringt Präzision – und Sicherheit

Der DaVinci-Roboter bietet entscheidende Vorteile: Vier Instrumente – darunter eine Kamera – ermöglichen feinste Präzisionsarbeit auf engstem Raum.  
Der Patient hat sich schnell erholt: „Ich bin überrascht, wie wenig Schmerzen ich noch habe. Bereits wenige Tage nach der OP saß ich ohne Schmerzmittel aufrecht im Bett."
Mit 50 Blasenentfernungen pro Jahr und etwa zehn rekonstruierten Ersatzblasen zählt das SRH Wald-Klinikum Gera zu den wichtigen Zentren in der Behandlung von Harnblasenkrebs in Thüringen.

Urologe Dr. Wolf operiert mit Unterstützung eines OP-Roboters.