Vor zehn Jahren schlossen AOK PLUS und das SRH Wald-Klinikum Gera einen Vertrag zum Adipositasmanagement. Das Programm lief so erfolgreich, dass es jetzt fortgesetzt wird.
Die Thüringer sind zu schwer. Knapp 40 Prozent der Bevölkerung im Bundesland bringen zu viele Kilos auf die Waage und gelten als übergewichtig. Weitere 20 Prozent sind adipös, sie leiden unter solch großem Übergewicht, dass sie ihre eigene Gesundheit gefährden. Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Atembeschwerden und Gelenkerkrankungen gehören zu den häufigsten Folgeerkrankungen.
„Die Zahlen sind besorgniserregend. Starkes Übergewicht ist in unserer Gesellschaft ein weit verbreitetes Problem, beginnt mittlerweile schon im Kindesalter und setzt sich als Erwachsener fort. Die Gesundheitsrisiken adipöser Menschen sind enorm hoch“, sagt Matthias Keil von der AOK PLUS und erklärt: „Um Patientinnen und Patienten mit deutlichem Übergewicht zu helfen, haben wir bereits vor zehn Jahren gemeinsam mit dem SRH Wald-Klinikum Gera ein neuartiges Behandlungsangebot entwickelt.“ Seither steht Versicherten der AOK PLUS mit „Adipositasmanagement“ ein spezielles Programm offen, das stationäre und ambulante Leistungen zusammenführt und über die regulären Diagnostik- und Behandlungsmöglichkeiten hinausgeht. Stark übergewichtigen Erwachsenen soll damit geholfen werden, ihr Gewicht dauerhaft zu senken.
Und jetzt, zehn Jahre später, gibt der Erfolg diesem Versorgungsangebot Recht: Fast 1900 Thüringer haben bislang vom Programm profitiert. „Wir sehen, dass die Langzeiterfolge durch die Bindung an das Programm deutlich besser sind“, sagt Prof. Dr. Christine Stroh, Chefärztin der Klinik für Adipositas und Metabolische Chirurgie. Für die AOK Plus ist das das Argument, das Programm unbefristet zu verlängern.
Hinter dem Konzept steht das Wissen, dass "der Kampf gegen Adipositas ein multimodales Therapieprogramm erfordert“, erklärt Prof Stroh. Chirurgische Lösungen wie Magenbypass oder Schlauchmagen sind zwar effektive Verfahren. Doch Ernährungsberatung, Bewegungstherapie und psychologische Beratung begleiten die Patienten von Anfang an. Denn für ein erfolgreiches, dauerhaftes Abnehmen müssen Betroffene ein über Jahre gelerntes Verhalten verändern. Und zwar ohne Verbote, sondern mit Unterstützung eines ganzen Teams aus Ärzten und Therapeuten. Neues muss Gewohnheit werden, das betrifft das Essen ebenso wie die Bewegung, die Teil des Alltags werden soll. Dafür stehen den Patienten neben der Klinik über 60 Kooperationspartner – zertifizierte Sportstudios, Ernährungsberatungen, Psychologen - wohnortnah zur Seite.
Ein Aspekt der Erkrankung ist gerade in den letzten Jahren stärker in den Fokus gerückt: Einerseits können seelische Probleme ein Grund für Übergewicht sein, andererseits leiden manche Menschen mit starkem Übergewicht auch psychisch. „Die Auswirkungen der Stigmatisierung haben an Bedeutung gewonnen. Auch hier brauchen Betroffene unsere Unterstützung“, sagt Prof. Stroh.
Dass längst nicht jeder Übergewichtige in der Klinik operiert wird, auch das war ein Ziel der Zusammenarbeit: Bis zu vier Jahre lang werden Betroffene nach einem standardisierten Konzept konservativ begleitet, und können so auch ohne operativen Eingriff an ihr Ziel kommen.