Mit der Operation eines 62-jährigen Thüringers Ende Juni haben unsere Urologen ihren 200. Eingriff mit dem Da-Vinci-Roboter durchgeführt. Das Team kann stolz sein.
Mit der Operation eines 62-jährigen Thüringers Ende Juni haben unsere Urologen ihren 200. Eingriff mit dem Da-Vinci-Roboter durchgeführt. Das Team kann stolz sein. „Denn der Eingriff zeigt, wie weit wir in kurzer Zeit gekommen sind“, sagt der leitende Oberarzt Dr. Marco Wolf, der vor über einem Jahr die erste robotergestützte Prostata-Entfernung durchführte.
Im Dezember 2023 kam das hochmoderne OP-System nach Gera. Bis zum ersten Eingriff Ende April 2024 vergingen Monate intensiven Trainings – auf Simulatoren, die einem Flugsimulator ähneln. „Ich musste lernen, wie ich über einen Joystick Nadeln richtig führe, wie ich die Instrumente bewege – ohne einen echten Patienten zu berühren“, erklärt Dr. Wolf. Die Hürde war hoch: Die OP am Roboter verlangt eine ganz neue Art des Operierens.
Seinen sogenannten Konsolenschein – die formale Qualifikation zum Robotik-Chirurgen – erwarb Dr. Wolf in Wien, sein Kollege Oberarzt Dr. Holger Kujau wenig später in Straßburg. Seither hat Dr. Wolf knapp 100 Eingriffe robotisch durchgeführt. Was ihn überzeugt? Die Instrumente am Roboterarm sind nicht einfach nur verlängerte Werkzeuge, sondern können direkt vor Ort fein bewegt und abgewinkelt werden. „Ich arbeite auf fünf Quadratzentimetern mit einer Präzision, die mit der konventionellen Laparoskopie nicht zu vergleichen ist. Man sieht Dinge, die man früher nicht wahrnehmen konnte – zum Beispiel Fasern, die sich trennen.“
Der Eingriff fordert höchste Konzentration und eine ausgeprägte Feinmotorik: „Ich sitze an der Konsole, höre über ein Mikrofon jedes Gespräch am OP-Tisch, das Surren der Geräte, die Lüftung – alles. Und trotzdem bin ich mit meinem ganzen Fokus in der Tiefe des Körpers, jede Fingerbewegung überträgt sich auf die Roboterarme.“
Die Praxis zeigt: Der Roboter macht die OP nicht automatisch besser – es kommt auf den Menschen an, der ihn steuert. Aber der Da Vinci ist eine enorme Hilfe. Patienten sind zudem schneller wieder auf den Beinen, früher zu Hause. Dass die Technik überzeugt, zeigt die steigende Patientennachfrage. Mit Chefärztin Dr. Susan Foller, Dr. Holger Kujau und Dr. Marco Wolf verfügt unsere Urologie heute über ein ganzes Team versierter Da-Vinci-Operateure.
„Die radikale Entfernung der Prostata – sie markierte den Beginn der robotischen Ära in der Urologie – wird bei uns nahezu ausnahmslos robotisch durchgeführt“, erklärt Chefärztin Dr. Susan Foller. Auch Eingriffe wie die sogenannte Nierenbeckenplastik erfolgen nahezu vollständig robotisch. „Bei der Entfernung von Nierentumoren mit Erhalt der Niere operieren wir inzwischen in über 90 Prozent der Fälle robotisch unterstützt – abhängig von Lage und Komplexität des Tumors“, so die Urologin. Neu etabliert ist die radikale Entfernung der Harnblase. Dennoch: Die offene Chirurgie wird nicht verschwinden – nicht alle Eingriffe sind geeignet und die Kapazität des Roboters ist begrenzt.
Und wie fühlte sich die 200. OP an? Dr. Wolf lacht: „Ich bin an dem Punkt, wo es wirklich Freude macht. Aber ich nehme keinen Eingriff auf die leichte Schulter – der Respekt vor dem Menschen bleibt. Immer.“
