SRH Wald-Klinikum Gera
Waldklinikum Gera

10 Jahre Lungenkrebszentrum: belegte Wirksamkeit

Vor zehn Jahren wurde in Gera das erste Lungenkrebszentrum Thüringens gegründet. Seither haben wir 2500 Neuerkrankte behandelt.

Als vor zehn Jahren Geraer Lungenärzte, Thoraxchirurgen und Strahlenmediziner das erste Lungenkrebszentrum in Thüringen gründeten, da war es vorerst eine große Hoffnung der Mediziner, dass dies ein Fortschritt für Patient:innen ist. „Heute, zehn Jahre später, können wir mit Gewissheit sagen: Onkologische Patienten werden in zertifizierten Zentren wie unserem besser versorgt. Für viele Erkrankte bedeutet das mehr Lebenszeit“, sagt der Leiter des Geraer Lungenkrebszentrums, Prof. Dr. Thomas Lesser. WiZen heißt die deutschlandweite, in diesem Jahr veröffentliche Studie, die die Versorgung in Zentren und Normalkliniken vergleicht und das benötigte Zahlenmaterial liefert. Im Bereich des Lungenkrebses sind eine längere Überlebenszeit und eine geringere Rückfallrate nachgewiesen.  

Grundgedanke des Zentrums war und ist die enge Zusammenarbeit von Pneumologen, Onkologen, Chirurgen, Strahlenmedizinern, Vertretern der ambulanten Onkologie und des Studienzentrums, die gemeinsam nach der besten Therapie suchen. Zwischen Erstkontakt, Diagnose und Therapie vergeht nur wenig Zeit. „Jeder Fall wird einzeln von uns im Tumorboard diskutiert. So finden wir die beste, auf den Patienten und die Erkrankung zugeschnittene Lösung.“ Dazu gehört auch, Patienten in hochwertige Studien aufzunehmen. Die neuen Ansätze spielen gerade bei der Behandlung von Krebserkrankungen eine große Rolle.

So ist die Diagnostik auf molekularer Ebene eine der gravierendsten Änderungen der letzten zehn Jahre. „Heute lassen wir alle Tumoren auf genetische Veränderungen untersuchen. Daraus ergeben sich neue Möglichkeiten vor allem der medikamentösen Therapie. Selbst Patienten mit fortgeschrittenen Stadien können wir so zielgerichtet behandeln. Es ist kein Heilen, aber es gelingt uns, dass der Krebs zu einer Art chronischen Erkrankung wird, mit der man über Jahre leben kann“, schildert der Zentrumsleiter.

Wird zum Beispiel ein genetisch veränderter Wachstumsrezeptor an der Tumorzelle entdeckt, der die Zelle zum Teilen bringt, kann man ihn heute mit einem speziellen Medikament stoppen, so dass die Teilung nicht mehr stattfinden kann. „So können wir das wuchernde Tumorgewebe zähmen.“ Deutliche Verbesserungen in der Krebsbehandlung brachten auch die Einführung der Stereotaxie für eine sehr exakte Bestrahlung sowie verfeinerte OP-Techniken.

Schon Jahre vor der Gründung des Lungenkrebszentrums im Jahr 2012 hatten Mediziner und Therapeuten im Geraer Klinikum fachübergreifend zusammengearbeitet, um die Behandlung von Lungenkrebspatienten abzustimmen. Die erste Zentrumsgründung in Thüringen wurde von der Deutschen Krebsgesellschaft angeregt. Für eine Zertifizierung muss eine Mindestzahl von Patienten behandelt werden, um eine gesunde Routine zu entwickeln und Erfahrungswerte aufzubauen. Gestartet ist das Krankenhaus länderübergreifend mit einer Klinik in Westsachsen. Zwei Jahre später fiel das Bündnis nach personellen Veränderungen in der Partnerklinik auseinander. Aber die Geraer schafften es auch allein.

In der ehemaligen Bergbauregion ist die Häufigkeit von Lungenkrebs nach wie vor messbar höher. Bei einer Latenzzeit von 30 bis 40 Jahren gibt es auch heute noch ehemalige Wismut-Kumpel, die an den Spätfolgen erkranken. Ursache Nummer eins für den Lungenkrebs ist und bleibt aber das Rauchen, sagt Lesser. Auch wenn nach wie vor mehr Männer betroffen sind, steigt der Anteil der zumeist jüngeren Frauen. Im Lungenkrebszentrum Gera stellen sich jährlich etwa 220 neue Patienten vor. In zehn Jahren wurden so 2500 Primärfälle behandelt und 900 Operationen durchgeführt.

Dass die Qualität der Zentrumsversorgung jetzt im Jubiläumsjahr deutlich belegt ist, hat ihn selbst gefreut, sagt Prof. Lesser. Nicht wenige hatten anfangs solch deutliche Effekte angezweifelt. „In den zehn Jahren haben wir uns sehr gut etabliert, haben viele Erfahrungen gesammelt und die Kompetenz erreicht, Patienten auf sehr hohem Niveau zu versorgen.“ Schade sei, dass aktuell nur jeder zweite Tumorpatient in Deutschland in einem spezialisierten Zentrum versorgt werde.